Wenn Essen zur Herausforderung wird – Hochsensible Kinder & Ernährung im Familienalltag
- Cornelia Felber-Kunz

- 8. Dez.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Dez.
Essen kann verbinden – oder zur täglichen Zerreißprobe werden. Besonders in Familien mit hochsensiblen, neurodivergenten oder feinfühligen Kindern erleben viele Eltern, wie kompliziert dieses Thema plötzlich wird. Und in der Pubertät? Spitzt sich alles noch einmal zu. Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe, bringt Klarheit in verwirrende Essmuster – und zeigt Wege, wie Ernährung wieder nährend sein kann: für Körper, Geist und Seele.

1. Warum hochsensible Kinder oft „anders“ essen
Medizinisch & neurobiologisch betrachtet:
- Erhöhte Sinneswahrnehmung: Viele hochsensible Kinder reagieren intensiv auf Geschmack, Geruch, Konsistenz oder Temperatur.
- Unverträglichkeiten & Darmthemen: Häufig zeigen sich stille Entzündungen, eine gestörte Darmflora oder Intoleranzen (Milch, Gluten), die unbemerkt Einfluss nehmen.
- Selbstregulation über das Essen: Manche essen zu wenig, andere zu viel – als unbewusster Versuch, innere Spannungen zu regulieren.
Spirituelle Sichtweise:
Essen als Energie: Diese Kinder spüren, was „schwer“ macht oder nicht zu ihrer Schwingung passt. Manche meiden tierische Produkte ganz intuitiv.
- Seelische Erinnerung: Das Essverhalten kann auch Prägungen aus der pränatalen Phase oder sogar aus früheren Leben widerspiegeln.
- Identität & Grenzen: Vor allem beim Älterwerden dient Ernährung als Ausdruck von Selbstbestimmung: Wer bin ich, was gehört zu mir – und was nicht?
2. Feinfühlige Kinder & Ernährung – was ich in meiner Praxis beobachte
Viele hochsensible oder neurodivergente Kinder – sei es mit einer ADHS-Diagnose, aus dem Autismus-Spektrum oder einfach durch ihre besondere Sensibilität – zeigen ein sehr individuelles und oft anspruchsvolles Essverhalten. In meiner Arbeit mit Familien sehe ich immer wieder, wie stark bestimmte Nahrungsmittel das Verhalten, die Emotionen und das körperliche Wohlbefinden dieser Kinder beeinflussen. Zucker, Milchprodukte, Gluten oder künstliche Zusatzstoffe wirken oft wie stille Störer – sie verstärken Unruhe, beeinträchtigen die Konzentration oder schlagen auf die Verdauung und Haut.
Doch es geht nicht um starre Verbote, sondern um Verstehen. Warum lehnt ein Kind bestimmtes Essen konsequent ab? Warum verlangt es ständig nach Süßem? Warum reagiert es körperlich – mit Bauchweh, Hautausschlägen oder innerer Anspannung? Diese Kinder haben ein feines Körpersystem, das sehr sensibel auf Reize reagiert. Ihr Nervensystem ist wie ein hochsensibler Seismograf – alles, was sie zu sich nehmen, wirkt unmittelbarer und intensiver. Zucker etwa kann die Reizverarbeitung regelrecht überfluten.
Zucker & gesunde Fette – unterschätzte Schlüsselfaktoren
Zucker wirkt wie ein Turbo auf das Nervensystem. Besonders bei sensiblen Kindern kann das zu Reizbarkeit, Schlafproblemen, starken Stimmungsschwankungen oder sogar aggressivem Verhalten führen. Versteckter Zucker in Müesli, Joghurts, Saucen oder Getränken bleibt dabei oft unbemerkt. Im Gegensatz dazu wirken hochwertige Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Leinöl, Algenöl, Walnüssen oder fettem Fisch) stabilisierend, klärend und nervenstärkend. Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass Kinder mit ADHS oder Autismus-Spektrum von einer gezielten fettreichen Ernährung besonders profitieren können.
Fazit: Ein stabiles Nervensystem braucht hochwertige Fette – nicht Zucker.
3. Pubertät: Wenn sich alles verändert – auch das Essen
Die Pubertät bringt nochmals eine neue Dimension:
- Jugendliche entwickeln eigene Meinungen, stellen alles infrage – auch das bisherige Essen.
- Körper verändert sich – Kontrollbedürfnis wächst: Diäten, radikale Ernährungsformen (vegan, No-Carb, etc.), Ablehnung von Gewohntem.
- Essstörungen können unbemerkt beginnen: als Versuch, sich Kontrolle oder Zugehörigkeit zu verschaffen.
- Hochsensible Jugendliche spüren oft nicht mehr, was ihnen wirklich guttut, weil die Außenreize (Schule, Social Media, Peers) überhandnehmen.
Beispiel aus dem Leben:
Eine 13-Jährige verzichtet konsequent auf Milchprodukte, verträgt kein Gluten, isst kein Fleisch. Ihre Schwester hingegen lebt fast nur von Pasta. Die Mutter versucht, beiden gerecht zu werden – ein Spagat, der viele Familien betrifft.
4. Alltagstaugliche Wege für unterschiedliche Bedürfnisse
Was hilft konkret?
- Buffetprinzip statt Einheitsmenü: Stelle Komponenten einzeln auf den Tisch – so kann sich jedes Familienmitglied nach seinem Bedürfnis bedienen.
- Vertrauen statt Zwang: Kinder spüren intuitiv, was sie brauchen – auch wenn es nicht jeden Tag ausgewogen aussieht.
- Kleine Portionen, große Freiheit: Lieber öfter kleine Mengen anbieten als Druck aufbauen.
- Mit den Kindern sprechen: Frag sie, wie sich Essen für sie anfühlt. Vielleicht steckt mehr dahinter, als man denkt.
- Rituale schaffen: Ruhe, Dankbarkeit und eine schöne Atmosphäre helfen allen beim Ankommen am Tisch.
Aus Sicht der TCM:
Der Magen liebt warmes, gekochtes Essen, besonders morgens. Wurzelgemüse, Suppen, Breie oder Eintöpfe stärken die Mitte und helfen dem Nervensystem, sich zu entspannen. Kalte Rohkost kann bei sensiblen Kindern hingegen eher zu Unwohlsein führen.
Tiefe Impulse für Eltern:
- Es geht nicht ums Essen allein.
- Es geht umgehört werden, ernst genommen werden – auch auf dem Teller.
- Essen ist oft nur die Projektionsfläche tieferer Themen: Kontrolle, Zugehörigkeit, Abgrenzung.
5. Was triggert uns als Eltern?
-Werde ich wütend, wenn mein Kind „alles verweigert“? Warum?
-Kommen eigene Essgeschichten hoch – aus der Kindheit, Diäten, Kontrolle?
-Fühle ich mich ohnmächtig, weil ich nicht für alle das Richtige finden kann?
Erkenntnis:
Nicht das perfekte Menü nährt – sondern die Atmosphäre am Tisch.
Nicht Einheitlichkeit – sondern gegenseitiges Verständnis bringt Ruhe in die Küche.
6. Fazit: Nähren darf leicht sein
Hochsensible Kinder brauchen:
- keine Zwangsportionen,
- keine starren Regeln,
- sondern Raum für ihr So-Sein – auch beim Essen.
Was Familien stärkt, ist nicht einheitsbreiartige Harmonie – sondern ein liebevoller Umgang mit Verschiedenheit.
Vielleicht beginnt echte Nahrung nicht auf dem Teller, sondern dort, wo sich alle gesehen fühlen.
7. Zusatz: Wenn Essen das Leben selbst ablehnt
Viele hochsensible Kinder – besonders jene mit spirituell offenen Kanälen – erleben das Leben auf der Erde als „zu viel“: zu laut, zu schnell, zu grell, zu dicht. Diese Ablehnung zeigt sich nicht selten auch auf körperlicher Ebene – in der Ablehnung von Nahrung.
Energetisch betrachtet:
- Nahrung steht symbolisch für das Ankommen auf der Erde, für das Ja zum Leben.
- Wird Nahrung verweigert, kann dahinter der Wunsch stehen, nicht ganz hier zu sein, sich abzugrenzen vom Erdenleben.
TCM & Body Work Ansatz:
- In der traditionellen chinesischen Medizin steht das Element Erde (Magen & Milz) für Aufnahme, Nährung und Mitte.
- Mit gezielter Körperarbeit (z. B. Akupressur, Meridianbehandlungen, energetisches Halten) kann die Balance im Magen-Darm-Bereich wiederhergestellt werden.
- Besonders die Verbindung von Magen (Annahme) und Dünndarm (Verarbeitung, Unterscheidung) ist entscheidend – für die Fähigkeit, das Leben (und Nahrung) zu verdauen.
Wenn ein Kind das Essen verweigert, verweigert es oft mehr als nur Nahrung – vielleicht das Leben selbst. Dort beginnt die echte Begleitung: im liebevollen Annehmen seines inneren Widerstands.
Melde dich gerne, wenn du hier Unterstützung benötigst, diese Themen der Ablehnung sind tief verankert und lösen sich meist nicht von selbst auf.


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